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Ute Ritschel, Cage und die Waldkunst

"Blatt, Blatt, Blatt – Moos, Moos, Moos", murmelt es um mich herum – ich bin im Jahr 2018 beim Darmstädter Musikgespräch mit Ute Ritschel. Die Kuratorin und Organisatorin der Internationalen Waldkunst ist eingeladen, um über das Thema Musik und Klang beim Internationalen Waldkunstpfad zu referieren. Zum Abschluss des diskussionsintensiven Abends springt sie auf und verkündet: “Wir machen nun eine John-Cage-Performance..."  Und so stehe ich zwischen all den anderen Besuchern, spreche das Wort “Zweige" vor mich hin und befinde ich mich  auf einmal in einem Raum voller Klang und ... Musik – so "einfach" ist das  – das ist Ute Ritschel – ideenreich, tatkräftig, energiegeladen und begeisternd. Mir war klar: Ute Ritschel muss beim Kalender 2020 “dabei" sein!

Ein knappes Jahr später sitzen wir zusammen in der Küche des Vereins für Internationale Waldkunst in der Nähe der Akademie für Tonkunst. Für mich ist ein Spaziergang am Böllenfalltor ohne Waldkunst nicht denkbar. Schon meine Söhne kletterten mit großer Begeisterung auf das wunderschöne U-Boot von Roger Rigorth. Kunst  –  begreifbar!  Immer wieder entstanden im Lauf der Jahre großartige Arbeiten nationaler und internationaler Künstler, die Ute Ritschel für dieses einzigartige Projekt gewinnen konnte. Im Verlauf von drei Wochen werden die Kunstwerke in einem Symposium, auf dem Grundstück des Vereins oder direkt im Wald angefertigt. Der internationale Waldkunstpfad findet alle 2 Jahre statt und feiert 2020 Jubiläum. Und jedes Mal gibt es eine entsprechende Konzeptionsvorgabe wie z.B. 2011 Freiheit und Wildnis, 2012 Realität und Romantik oder Kunst Ökologie 2018.

Ute Ritschel ist Anthropologin, begann jedoch mit einem Studium der Theaterwissenschaften in Erlangen, studierte, arbeitete und forschte in New York, Paris und Florenz und interessierte sich bereits sehr früh für die Kunst der Performance. Seit 1985 lebt sie in Darmstadt und startete zunächst mit der Reihe „Kultur im Wohnzimmer“. Es folgten ab 1995 die „Vogelfrei“-Aktionen, bei der internationale und regionale Künstlerinnen und Künstler in privaten Gärten ausstellten. Dort lernte ich sie bereits kennen. 

2002 begann das Projekt Internationaler Waldkunstpfad. Später folgten auch Waldkunstprojekte in den USA und China. Mit ihrer Energie, Begeisterung und Herzlichkeit gewinnt Ute Ritschel Künstlerinnen und Künstler sowie Sponsoren und Unterstützer für dieses intensive Projekt – und kann somit ein einzigartiges, internationales und allen Menschen zugängliches Kunstprojekt im Darmstädter Wald ermöglichen.
Des Weiteren ist Ute Ritschel als Dozentin und Künstlerin tätig. Mit ihren Eat-Art-Performances stellt sie das soziokulturelle Thema „Essen“ in einen neuen Kontext. Auf die Frage nach einem persönlichen Motto antwortete sie mit einer kleiner Geschichte, die mit folgendem Satz begann: „There is a toaster in your future!“  Mehr wird nicht verraten! Herzlichen Dank an Ute Ritschel!!!