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Johann Jakob Kaup – fossile Spurensuche

Das Darmstädter Vivarium gehört seit 1961 zum festen Repertoire familiärer Wochenendgestaltung. Tiere gucken, Pommes essen, spielen. Und wer das Vivarium unterstützen will, wird Mitglied im Verein „Kaupiana". Aber viele wissen gar nicht, woher dieser ungewöhnliche Name stammt:  Johann Jakob Kaup (20. April 1803 – 4. Juli 1873/Darmstadt), deutscher Paläontologe und Zoologe wird mit diesem Namen geehrt. Er besuchte zeitgleich mit Justus von Liebig das Pädagog, hatte es aber wesentlich schwerer als sein berühmter Kollege. Aber er hat seine Ziele nicht aufgegeben und suchte Wege, um seiner Leidenschaft nachzugehen. Deswegen fand ich ihn gleich so sympathisch.

Er hat es nicht leicht gehabt, Johann Jakob Kaup. Er stammte aus sehr ärmlichen Verhältnissen. Unglücklicherweise musste sein Vater, Leutnant Friedrich Kaup, wegen eines Streites mit einem anderen Offizier aus Darmstadt fliehen. Zurück blieben Mutter und Sohn. Kaup konnte zwar das Pädagog anfangs besuchen, verließ es aber wegen Geldmangels mit 16 Jahren. Als seine Mutter ein Jahr später darauf starb, war er Vollwaise. 

So blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Geld mit Schreibarbeiten und dem Ausstopfen von Vögeln zu verdienen, die er zuvor mit dem Blasrohr erlegt hatte.

Ab 1822 studierte er in Göttingen, wechselte nach Heidelberg und ging 1823 für zwei Jahre nach Leiden in den Niederlanden an das Rijksmuseum van Natuurlijke Historie, wo er sich insbesondere mit Studien an Fischen und Amphibien befasste. 1825 erhielt Kaup eine Assistentenstelle am Museum in Darmstadt und wurde 1828 von Großherzog Ludwig I. für jährlich 440 Gulden als „provisorischer Gehilfe“ am Naturalienkabinett angestellt. Für das Naturalienkabinett erwarb Kaup im Jahre 1854 für nur 1200 Gulden das etwa 3,5 m hohe Skelett eines amerikanischen Mastodons (Mammut americanum), das später leider verkauft werden musste. 

1829 veröffentlichten Kaup das Werk „Skizze zur Entwickelungsgeschichte der europäischen Thierwelt“ und kam zu für seine Zeit sehr modernen Einsichten und entwickelte Grundsätze, die den 1859 von Charles Darwin vorgestellten Prinzipien der biologischen Evolution recht ähnlich sind. Allerdings distanzierte er sich später wieder davon. 
Er entwickelte eine Systematik für viele heute noch lebende aber auch für ausgestorbene, fossile Tiere, wie das Deinotherium (ein Rüsseltier), das Chalicotherium (ein klauentragerder Unpaarhufer) verschiedene Flugsaurier und untersuchte fossile Spurenprofile.

Er wurde wegen seiner Arbeiten von vielen Wissenschaftlern seiner Zeit sehr geschätzt. 1831 erhielt der Privatgelehrte Kaup die Ehrendoktorwürde der Universität Gießen und 1858 wurde er von Großherzog Ludwig III. endlich zum Professor für Zoologie berufen. Da ich selber bereits tagelang erfolglos und doch unverdrossen nach Fossilien gebuddelt und gegraben habe, war ich von seiner Geduld und seiner Zähigkeit trotz widriger Umstände fasziniert. Und habe mir vorgenommen, für manche Dinge zukünftig auch etwas mehr Geduld aufzubringen.