· 

Eine Frage des Stils

Bei meinem Kalenderprojekt stellte sich gleich zu Anfang die Frage nach dem geeigneten Stil. Ich weiß schon, dass viele Menschen in Darmstadt meinen Kratzstil auf den detaillierten Wimmelbildern mögen. Bei dieser Technik kratze ich in mühevoller Kleinarbeit meine Zeichnungen in Wachs und färbe die Scans später am Computer ein. Aber diese Technik ist für Porträts viel zu sperrig. Daher kam sie für mich nicht in Frage. Im Bereich Design und Illustration zählt für mich immer die Regel „form follows funktion". Ich passe den Stil dem Inhalt und den Anforderungen der Aufgabenstellungen an. Dabei steht mir eine rechte große Palette an technischen Möglichkeiten zur Verfügung. Und „Schuld" daran sind ca. 40 Märchenbücher!!!

Als Kind bekam ich nämlich viele wunderbare, große, bebilderte Märchenbücher geschenkt, die ich heute noch alle habe.

In meiner Bewunderung für die vielen, unterschiedlichen Illustrationen glaubte ich damals, sie wären alle von einem Illustratoren gefertigt worden. Ich dachte, das sei Standard und habe mich daran gemacht, alle Techniken zu lernen, die es gab. :-) Und so kam es dazu, dass ich eine recht hohe Bandbreite entwickelte, die oft gerade bei Artbyern später für Verwirrung sorgte. Sie kamen mit der Vielfalt nicht klar.

Bis heute habe ich daher immer etwas Schwierigkeiten, wenn man versucht, mich in „Schubladen" zu stecken. Ich nehme mir nachwievor die Freiheit, meine Stile weiterzuentwickeln. Auch wenn man natürlich schon eine gewisse Handschrift erkennt, denn ich mag´s haptisch und durchaus emotional.

Bei meinen Porträts kam eigentlich nur die klassische Tuschzeichnung in Frage. Die Tuschezeichnung bewegt sich mit Leichtigkeit zwischen Karikatur und ernsthaften Porträtzeichnungen. Sie hat ein schöne Bandbreite und ist recht flexibel. Ich wollte ganze Menschen darstellen, da ich dadurch mehr Möglichkeiten in der Darstellung hatte – aus großen Köpfen auf kleinen Körpern mache ich mir nichts ;-) – und so kam es dann zu diesen vielen Illustrationen. Wenn ich übrigens in diesem Bereich ein Vorbild habe, an das ich nicht heranreiche, dann ist das der italienische Zeichner Tullio Pericoli: http://tulliopericoli.com