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Georg Büchner – der Flug der Barbe

Wer in Darmstadt lebt, kennt Georg Büchner. Immerhin wird der bedeutendste Literaturpreis Deutschlands, der Georg-Büchner-Preis, in Darmstadt vergeben. Aber auch in meiner nicht-hessischen Schulzeit war Büchner präsent, „Dantons Tod“, „Woyzeck“, „Leonce und Lena“ beim Theaterbesuch oder „Lenz“ als Lektüre. 

Büchners Sprache und die zutiefst menschlichen, zum Teil verstörenden Themen haben nie an Aktualität verloren und bewegen bis heute die Gemüter.  

Selbst aus einer Forscherfamilie stammend, hat mich jedoch schon immer die naturwissenschaftliche Seite von Georg Büchner fasziniert.

Meine Recherchen führten mich natürlich auch in das Büchnerhaus in Riedstadt-Goddelau, das Geburtshaus Georg Büchners. Unter Leitung von Peter Brunner wird hier eine sehr gut gestaltete Bestandsausstellung im Haus sowie zahlreiche, interessante Veranstaltungen angeboten. Das Büchnerhaus ist weitreichend vernetzt. Ich habe mich sehr gefreut, in Herrn Brunner einen kompetenten und offenen Gesprächspartner zu finden, der mir viele interessante Details zu Büchner erzählen konnte. Dafür an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank an ihn!

 

Und nun zu Büchner:

Juli 1834 – die Flugschrift „Der Hessische Landbote" erscheint –  Herausgeber: Friedrich Ludwig Weidig, Autor: Georg Büchner. Wer kennt nicht den Aufruf „Friede den Hütten – Krieg den Palästen" ? Zum ersten Mal wird statistisch aufgeführt, wieviele Steuern die hessische Landbevölkerung zu Gunsten des Adels aufzubringen hat. Und das Ganze in einer gut verständlichen, plakativen Sprache. Bei der Landbevölkerung kommt die Flugschrift gut an. Die hessische Obrigkeit findet weniger Gefallen daran. Bereits im August wird der Student Karl Minnigerode mit 150 Exemplaren verhaftet. Er stirbt später im Gefängnis. Auch Friedrich Weidig wird verhaftet und stirbt 2 Jahre später an den Folgen der Misshandlungen durch einen Untersuchungsrichter. Büchner selber hatte Exemplare des Landboten in einer Botanisierbüchse versteckt und konnte sich einer Verhaftung noch entziehen. Es wird aber immer gefährlicher für ihn. Angeblich stand in seinem Elternhaus in Darmstadt immer eine Leiter für die Flucht über die Gartenmauer bereit.

Dass Büchner bald ins Ausland fliehen musste, war klar. Eilig schickte er sein Manuskript zu „Dantons Tod" an den Verleger Karl Gutzkow mit Bitte um rasche Veröffentlichung und einen schnellen Vorschuss. Denn Flucht kostete Geld und die Zeit war knapp. Leider kam das Geld zwei Tage zu spät in Darmstadt an und Büchner war bereits auf dem Weg nach Straßburg, seiner Zweitheimat.
Trotz seiner literarischen Tätigkeit, wurde es finanziell schwierig für Büchner. So begann er, seine naturwissenschaft-liche Arbeit wieder aufzunehmen und beschäftigte sich akribisch und intensiv mit dem Studium des Nervensystems der Barbe. Die Barbe, ein eher unspektakulärer Fisch aus der Familie der Karpfenfische, war in Straßburg günstig zu kaufen. Unermüdlich  arbeitete Büchner an der Präparation der Nervenfasern und mit Erfolg: 1836 konnte er seine Dissertation zum Nervensystem der Barbe fertig stellen und an der Universität Zürich einreichen. Und so wurde dieser unbedeutende Fisch für Büchner zum Gefährt in die Freiheit, denn Büchner erhielt das Doktordiplom und die Möglichkeit einer Dozentenstelle in Zürich. Nun hätte Georg Büchner auch endlich seine langjährige Verlobte, Wilhelmine Jaeglé, heiraten können. Es sah alles hoffnungsvoll aus. Aber dann ging es sehr schnell, Büchner erkrankte an Typhus und starb mit 24 Jahren in Zürich. Er hinterließ ein faszinierendes Werk und viele Fragen.

Bitte beachten: Das Bild ist noch in der Layoutphase, Texte werden noch redigiert, grafische Änderungen finden noch statt :-)